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Der Regisseur
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Ein Mensch, zu inszenieren entschlossen,
wälzt Rollenbücher unverdrossen.
Er liest ein Stück ein ungewisses,
und plötzlich sagt er sich: "Das isses!"
Der Mensch, er denkt das werd' ich bringen,
das wird mir ganz bestimmt gelingen.
Der Vorstand gibt ihm seinen Segen,
und er beginnt mit den Kollegen.
Von Stund' an wird nur noch geprobt,
hier kritisiert und da gelobt.
Doch alles hat scheint's keinen Sinn,
denn irgendwie kriegt er's nicht hin.
Die eine hat er nicht im Griff,
beim andern fehlt der letzte Schliff.
Ein dritter nuschelt unverständlich:
Ob das wohl noch was wird letztendlich?
Der nächste wiederum: zu Laut.
... nur Nerven hamse ihm geklaut.
Der Assi tritt ihm in die Flanken
und bringt fast sein Konzept ins Wanken
Der Inspizient sitzt da und isst,
worauf das Klingeln er vergisst.
Der Mensch denkt resigniert und stumm:
Nur Unmenschen um mich herum.
Es naht der Tag der Premiere.
Der Mensch, er ahnt schon die Misere.
Dann endlich geht der Vorhang auf:
So, Schicksal nimm denn deinen Lauf.
Im Publikum herrscht Grabesstille.
Wo hat der Dings denn seine Brille?!
Dem Hauptdarsteller fehlt ein Schlüssel!
(Der Inspizient kriegt was vor'n Rüssel.)
Der Mensch, er kann es noch nicht fassen;
Ob er sich noch darf blicken lassen?
Doch plötzlich, da kommt Reaktion,
es lacht das Publikum auch schon.
Und jetzt hat es Applaus gespendet.
Es scheint, dass sich's zum Guten wendet.
Man klatscht vergnügt, ist froh und strahlt:
"Ne Star-Regie macht sich bezahlt."
Der Mensch denkt sich, applaus-beseelt:
Ich hab' mich nicht umsonst gequält.
Und hinterher noch tränenfeucht,
hat jedem er die Hand gereicht.
Und hat zu sprechen nicht gezagt:
"Hab' ich nicht immer es gesagt?"
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